Arthrose beim Hund - und wie du damit umgehen kannst

Arthrosemanagement beim Hund – Was sagt die Wissenschaft?

Arthrose ist eine der häufigsten Erkrankungen des Bewegungsapparates bei Hunden und betrifft insbesondere ältere Tiere. Schätzungen zufolge leiden etwa 20 % aller Hunde über einem Jahr an Arthrose, wobei die Häufigkeit mit zunehmendem Alter steigt – bei Senioren über sieben Jahren sind es sogar über 80 %. Die Erkrankung äußert sich häufig durch Steifheit nach dem Aufstehen, verminderte Bewegungsfreude, Lahmheit oder Schwierigkeiten beim Treppensteigen. Doch auch junge Hunde, insbesondere große Rassen oder Tiere mit Fehlstellungen, können betroffen sein. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass ein ganzheitlicher Therapieansatz die Lebensqualität der betroffenen Hunde erheblich verbessern kann. Doch was gehört alles dazu?

1. Bewegung und Physiotherapie

Regelmäßige, gelenkschonende Bewegung ist essenziell für Hunde mit Arthrose. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass kontrollierte Bewegung die Muskulatur stärkt, die Gelenkstabilität verbessert und Schmerzen reduziert. Besonders empfehlenswert sind:

  • Passive Mobilisation und Manuelle Therapie: Fördern die Durchblutung und erhalten die Gelenkbeweglichkeit.

  • Gleichgewichtstraining und propriozeptive Übungen: Unterstützen die Koordination und minimieren das Risiko von Stürzen oder Fehlbelastungen.

  • Lasertherapie: Kann Entzündungen hemmen, die Durchblutung fördern und Schmerzen reduzieren. Die Lasertherapie nutzt gebündeltes Licht, um tief in das Gewebe einzudringen und die Zellregeneration anzuregen. Dies kann zur Reduktion von Schmerzen und Schwellungen sowie zur Förderung der Heilung beitragen.

  • Muskelaufbau durch gezieltes Training: Starke Muskeln entlasten die Gelenke und verbessern die Stabilität.

  • Hydrotherapie (Unterwasserlaufband oder Schwimmen): Reduziert die Belastung auf die Gelenke, fördert aber gleichzeitig den Muskelaufbau.

2. Gewichtskontrolle und Ernährung

Übergewicht belastet nicht nur die Gelenke Ihres Hundes mechanisch, sondern hat auch biochemische Auswirkungen, die Entzündungsprozesse fördern können.

Fettgewebe als aktives Organ

Fettgewebe ist nicht nur ein Energiespeicher, sondern agiert auch als hormonell aktives Organ. Bei übergewichtigen Hunden produzieren die Fettzellen vermehrt entzündungsfördernde Botenstoffe, sogenannte Zytokine. Diese Substanzen können systemische Entzündungsreaktionen verstärken und somit die Symptome der Arthrose verschlimmern.

Einfluss auf die Gelenkgesundheit

Die durch das Fettgewebe freigesetzten entzündungsfördernden Stoffe tragen zur Verschlechterung der Gelenkgesundheit bei, indem sie den Knorpelabbau beschleunigen und Schmerzen verstärken. Daher ist es entscheidend, das Körpergewicht Ihres Hundes zu kontrollieren, um sowohl die mechanische Belastung der Gelenke zu reduzieren als auch die biochemischen Entzündungsprozesse einzudämmen.

Strategien zur Gewichtskontrolle

  • Kalorienreduktion: Füttern Sie Ihren Hund mit einer ausgewogenen, kalorienreduzierten Diät, die alle notwendigen Nährstoffe enthält.

  • Regelmäßige Bewegung: Fördern Sie gelenkschonende Aktivitäten wie Schwimmen oder kurze, häufige Spaziergänge, um den Energieverbrauch zu erhöhen und die Muskulatur zu stärken.

  • Tierärztliche Beratung: Konsultieren Sie Ihren Tierarzt oder Physiotherapeuten, um einen individuellen Ernährungs- und Bewegungsplan für Ihren Hund zu erstellen.

Durch eine konsequente Gewichtskontrolle und die Reduktion von Fettgewebe können Sie die entzündlichen Prozesse im Körper Ihres Hundes mindern und somit einen positiven Einfluss auf den Verlauf der Arthrose nehmen.

Otto zu Beginn der Therapie
Otto 6 Monate später

3. Schmerzmanagement

Chronische Schmerzen führen zu Muskelverspannungen und vermeiden von Bewegung. Moderne Schmerztherapie basiert auf einem multimodalen Ansatz:

  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sind oft die erste Wahl, sollten aber unter tierärztlicher Kontrolle eingesetzt werden.

  • Physikalische Therapien wie Laser- oder Magnetfeldtherapie können entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken.

  • Alternative Methoden wie Akupunktur oder Goldimplantate werden häufig diskutiert. Wissenschaftliche Studien zeigen jedoch eine uneinheitliche Datenlage. Während einige Untersuchungen eine Schmerzreduktion durch Akupunktur belegen, fehlt es noch an groß angelegten, kontrollierten Studien, um ihre langfristige Wirksamkeit eindeutig zu bestätigen. Goldimplantate, die eine dauerhafte Schmerzlinderung erzielen sollen, zeigen in einigen Fällen positive Effekte, während andere Studien keinen signifikanten Nutzen feststellen konnten. Die Entscheidung für diese Therapieoptionen sollte daher immer individuell mit einem erfahrenen Tierarzt abgewogen werden.

  • Monoklonale Antikörper (Bedinvetmab) sind eine neue Therapieoption zur Behandlung von Arthroseschmerzen bei Hunden. Sie blockieren gezielt das Schmerzsignal, indem sie den Nervenwachstumsfaktor (NGF) hemmen. Studien zeigen, dass Bedinvetmab zu einer signifikanten Schmerzreduktion und Verbesserung der Beweglichkeit führen kann, oft mit einer längeren Wirkdauer als herkömmliche Schmerzmittel.

4. Schmerz- und Lebensqualitätsbewertung

Da Hunde ihre Schmerzen nicht direkt äußern können, gibt es spezielle Skalen, um die Schmerzintensität und Lebensqualität von arthrotischen Hunden objektiv zu beurteilen. Zwei häufig verwendete Methoden sind:

  • Canine Brief Pain Inventory (CBPI): Diese Skala basiert auf einer Befragung des Hundehalters und bewertet Schmerzintensität und die Auswirkungen auf den Alltag des Hundes. Fragen betreffen unter anderem die Bewegungsfreude, das Interesse an Aktivitäten und das allgemeine Wohlbefinden.

  • Helsinki Chronic Pain Index (HCPI): Eine weitere etablierte Methode, bei der der Besitzer verschiedene Verhaltensweisen seines Hundes beobachtet und einschätzt. Faktoren wie Aktivitätsniveau, Beweglichkeit und Reaktionen auf Berührung fließen in die Gesamtbewertung ein.

Der Einsatz solcher Skalen hilft dabei, den Fortschritt einer Behandlung zu überwachen und die Schmerztherapie individuell anzupassen.

5. Alltagshilfen für arthrotische Hunde

Auch kleine Anpassungen im Alltag können Hunden mit Arthrose helfen:

  • Weiche und rutschfeste Unterlagen verhindern Stürze und schonen die Gelenke.

  • Rampe statt Treppe erleichtert das Einsteigen ins Auto oder auf das Sofa.

  • Wärmetherapie (z. B. Wärmekissen oder Infrarotlicht) kann verspannte Muskeln lockern und die Beweglichkeit fördern.

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Fazit

Ein individuell angepasstes Arthrosemanagement kann Hunden mit Gelenkerkrankungen ein schmerzfreieres und aktiveres Leben ermöglichen. Die Kombination aus Bewegungstherapie, Gewichtsmanagement, moderner Schmerztherapie und gezielter Alltagshilfe bietet die besten Erfolgsaussichten.

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Quellenverzeichnis

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